Wohnungsgenossenschaft der Eisenbahner Schwaben eG

Geschichte

Geschichte

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten Eisenbahner in vier Städten Bayerisch-Schwabens Wohnungsgenossenschaften. Aus ihnen entstand nach Fusionen in den 1940er Jahren schließlich die Wohnungsgenossenschaft der Eisenbahner Schwaben eG. Trotz Veränderungen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft trägt die WES das Erbe der Gründer weiter.

Gründerjahre

April 1899

Gründung des Bau- und Sparvereins des Eisenbahnerverbandes Kempten

Juni 1899

Gründung des Bau- und Sparvereins des Bayerischen Eisenbahnerverbandes Neu-Ulm

November 1899

Gründung des Bau- und Sparvereins des Bayerischen Eisenbahnerverbandes Augsburg (Augsburg-Oberhausen)

Dezember 1899

Gründung der Baugenossenschaft Lindau i. B. des Bayerischen Eisenbahnerverbandes

Dezember 1908

Gründung der Baugenossenschaft des Verkehrspersonals Augsburg-Süd

März 1910

Gründung der Baugenossenschaft für Eisenbahnbeamte Augsburg

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts mussten viele Menschen wegen der herrschenden Wohnungsnot in äußerst gesundheitsschädlichen und sittengefährdenden Verhältnissen leben. Die Genossenschaftsidee von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen schien einen Ausweg aus dem Wohnungselend zu geben, zumindest aber gab es die Perspektive, eine Linderung der Wohnungsnot herbeizuführen.

Voraussetzung für die Gründung von sogenannten Bau- und Sparvereinen war ein Entschluss der bayerischen Staatsregierung und des Landtages, die Wohnungsqualität für das Verkehrspersonal der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn mit Hilfe staatlicher Darlehen erheblich zu verbessern.

So wurde am 16. April 1899 der Bau- und Sparverein des Eisenbahnerverbandes eGmbH Kempten von 68 Arbeitern und Beamten im Gasthof “Zur Rose” gegründet. Im Juli konnte bereits die Grundsteinlegung für ein Doppelhaus in der Strigelstraße gefeiert werden. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte die Baugenossenschaft des Staatbahn-Personals in Kempten, wie sie sich seit 1903 nannte, insgesamt 160 Wohnungen geschaffen.

Nur wenige Wochen nach dem Kemptener gründeten Bahnbedienstete die Reichsbahn-Baugenossenschaft eGmbH in Neu-Ulm. Bereits ein Jahr später zählte sie 105 Wohnungen, eine Gastwirtschaft und einen Konsum-Laden.

In den gleichen Jahren wie in Kempten und Neu-Ulm gründeten auch Eisenbahner in Lindau ihre Baugenossenschaft. In Lindau-Reutin entstanden in den ersten fünf Jahren 53 Wohnungen und ein Konsum-Laden. Erst in den 1930er Jahren wurde aufgrund des Mietpreisverfalls der Wohnungsbau wieder geboostert. Vor der Fusion mit den anderen Wohnbaugenossenschaften besaß die Genossenschaft 69 Wohnungen und einen Laden bei 163 Mitgliedern.

In Augsburg wurde der Bau- und Sparverein des Bayerischen Eisenbahnerverbandes im Jahr 1899 als erste der Augsburger Baugenossenschaften gegründet. Im Bereich der Barden-, Graf-, Laugier- und Ebnerstraße entstanden bis 1903 99 Wohnungen. Erst in den 1930er Jahren wurden weitere Häuser errichtet, so dass die Genossenschaft vor der Fusion 117 Wohnungen besaß.

Im Jahr 1908 wurde mit der Baugenossenschaft des Verkehrspersonals Augsburg Süd ins Leben gerufen. Nach Errichtung von 89 Wohnungen im Stadtteil Hochfeld mussten wegen des 1. Weltkriegs die Pläne für weitere 50 Wohnungen zunächst zurückgestellt werden. Erst nach dem Krieg konnten in den 1920er Jahren weiterer dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden, wie die Denkschrift über die Tätigkeiten der Baugenossenschaft in Augsburg aus dem Jahr 1929 beschreibt. Bis 1940 hatte die Genossenschaft 326 Wohnungen.

Die dritte Augsburger Genossenschaft, die Baugenossenschaft für Eisenbahnbeamte, wurde 1910 gegründet. Bis 1913 waren 48 Wohnungen fertiggestellt worden.

Fusionen

Oktober 1940

Verschmelzung der drei Augsburger Genossenschaften zur Baugenossenschaft des Reichsbahnpersonals Augsburg

Mai 1942

Zusammenschluss aller Eisenbahner-Genossenschaften der Reichsbahndirektion Augsburg zur Wohnungsgenossenschaft des Reichsbahnpersonals für den Gau Schwaben, Sitz Augsburg

Nach einem Erlass des Reichsverkehrsministers schlossen sich 1940 die drei Augsburger Genossenschaften zu einer Organisation zusammen. Im Jahr 1942 wurde die entstandene Baugenossenschaft des Reichsbahnpersonals Augsburg mit der Kemptener, der Neu-Ulmer und der Lindauer Genossenschaft zur Wohnungsgenossenschaft des Reichsbahnpersonals Schwaben verschmolzen. Die Genossenschaft hatte 1542 Mitglieder, 990 Wohnungen, 4 Gastwirtschaften, 8 Läden und 5800 m² unbebauten Grund. Während des 2. Weltkriegs wurde eine große Zahl von Wohngebäuden, insbesondere in Augsburg und Neu-Ulm zerstört. Bis zur Währungsreform am 20. Juni 1948 konnten immerhin 80 Wohnungen instandgesetzt werden. Vier Häuser mit 40 Wohnungen lagen noch in Schutt und Asche.

Der Neustart

1974

Umbenennung zur Wohnungsgenossenschaft der Eisenbahner Schwaben eG

Dezember 1989

Verlust des Status “gemeinnützig” durch Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes

April 1999

100-jähriges Bestehen der Genossenschaft

Erst nach der Währungsreform konnte die Genossenschaft die Bautätigkeit wieder aufnehmen. Mit Unterstützung der Deutschen Bundesbahn entstanden bis 1950 244 Wohnungen, nun auch in Buchloe, Kaufbeuren und Göggingen. Bis 1969 wurden insgesamt 20,4 Millionen DM investiert und 1014 Wohnungen errichtet. Seit 1970 musste die Genossenschaft, abgesehen von einer Ausnahme, auf die Neubautätigkeit verzichten. Auch war durch Rationalisierungsmaßnahmen der Bahn, so dass der Bedarf an Wohnungen für Eisenbahner erheblich zurückging. Doch auch in der allgemeinen Wohnungswirtschaft waren Sättigungstendenzen festzustellen.

Ein Rückfall wie seit 1974 ließ sich vermeiden, weil die Genossenschaft in schwerer wirtschaftlicher Umgebung die Instandhaltung und Modernisierung des Wohnungsbestandes in den Vordergrund stellte. In Stadtbergen konnte jedoch 1985 ein Wohnungsneubau gefördert werden – mit 45 Wohnungen. Die Genossenschaft hatte die Wohnungsgenossenschaft 2720 Mitglieder und ein Geschäftskapital von 2,38 Mio. DM.

Gegenwart

Derzeit hat die Genossenschaft rund 2500 Mitglieder und verfügt über einen Wohnungsbestand von 1914 Wohnungen.

Für Sanierungs  & Instandhaltungsmaßnahmen werden jährlich rund 7 Mio. € investiert.

Seit über 125 Jahren und auch in Zukunft verbessern wir nicht nur stetig die Wohnqualität unserer Mitglieder, sondern sind auch weiterhin ein stabiler Wirtschaftsfaktor im südlichen Schwaben.